Bedaure... ich habe sie niemals kennen gelernt. Das Mädchen links ist Anjali, ich schätze, sie hat ihr Gesicht am Hof nicht gezeigt. Die Person, auf die sie deutet, ist noch sehr jung, sechzehn Jahre vielleicht, mit glänzendem schwarzen Haar und ebensolchen Augen. Eine Schönheit ist sie nicht, ihre Gesichtszüge sind eher gewöhnlich, aber sie strahlt und wirkt glücklich.
"Hmm... danke. Weißt du vielleicht etwas was hie rnoch wichtiges im Zimmer sein könnte ?" Er geht wiederherein und fängt schonmal an zu suchen. Zunächst sieht er sich die Bücher auf dem Schreibtisch an.
Es sind drei abgegriffene Märchenbücher und eines mit einem unscheinbaren, ramponierten Einband. Andere Dinge, sie sich anzusehen lohnen würden, sieht er nicht, das Zimmer ist recht klein und leicht überschaubar.
Hans Christian Andersen und die Gebrüder Grimm. Die Seiten sind wohl nass geworden, sie knistern leise beim Umblättern und sind nur noch schlecht lesbar. Das letzte Buch ist mir einer verschnörkelten Handschrift gefüllt, es handelt sich ebenfalls um Geschichten.
"Gut, aber ich denke ich werde wieder kommen. Hoffentlich nimmt das ein gutes Ende. Ich danke dir; wie heißt du Eigentlich ?" er blickt sie fragend an.
"Natürlich, jeder ist von Bedeutung." Er lächelt ihr zu und packt sich die Bücher unter den Arm. "Naja, ich habe dann wohl erstmal was zu lesen!" Lächelt sie nochmals an dreht sich um und geht winkt ihr noch einmal über die Schulter zu bevor er die Treppe wieder hinunter geht.
Er geht wieder hinunter verabschiedet sich bei allen. Und verlässt dann die gute Stube. Draußen macht er sich auf den Weg zur Brücke. Dort setzt er sich an den Platz an dem Wohl Anjali gesessen hat und fängt an in dem Handschriftlichen Buch zu lesen.
Die ersten Seiten sind vollkommen unleserlich, die Tinte ist verlaufen. Das erste, was er entziffern kann, ist ein Textabschnitt mit dem Titel
Farok - Ein Sluagh-Märchen
Einst schwebte über den kalten Ebenen ein Traumgespinst, dass keines sein wollte. Es begehrte nach einem schlagenden Herzen und sehnte sich danach, so lebendig zu sein wie die Vögel am Himmel. Nun war dort ein Windgeist, dem die Klage der Chimäre zu Ohren drang. Sein Name war Farok, und er fragte sie: "Willst du leben?" Die Chimäre, die nur diesen einen Wunsch hatte und glaubte, einzig ein schlagendes Herz sei der Schlüssel zum Glück, bejahte. "Was nutzt es mir, zu existieren, wenn ich nicht lebe?" Und so kam es, dass sie geboren wurde. Doch an dem Tage, als sie sich in den Himmel aufschwingen wollte, stellte sie fest, dass der Wind sie nicht tragen konnte. Farok hatte ihm einen grausamen Streich gespielt und hielt ihn am Boden. Nun war da aber ein Nobler, dem die Klage des Wesens zu Ohren drang. Sein Name war Julius, und er fragte es: "Willst du fliegen?" Das Wesen, welches nur diesen einen Wunsch hatte und glaubte, einzig und allein der Wind in seinen Flügeln sei der Schlüssel zum Glück, bejahte. "Was nutzt es mir, zu leben, wenn ich nicht fliegen kann?" Und so kam es, dass der Noble Farok tötete und das Wesen war frei.
Doch an dem Tage, als es flog, stellte es fest, dass es alleine war. "Was nutzt mir die Freiheit, wenn ich alleine bin?" Doch es war niemand mehr, der hätte antworten können.
Und nun lauschet der Moral... traut niemandem, der euch die Erfüllung eurer Wünsche verspricht. Glaubt nicht, die Erfüllung von Wünschen sei der Schlüssel zum Glück. Denn dies ist, wie so vieles, nur ein Schein.
Es folgen noch weitere Märchen, einige ebenfalls von den Sluagh, doch die meisten stammen wohl aus den Mündern der Eshu. Sie lesen sich gut, sagen ihm aber nichts, so wie das erste Märchen.