Sie seufzt leise. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das vernünftig erklären kann... wohl, weil es etwas ist, was man selbst lernen muss. Stelle dir das ganze Geflecht vor, all diese Schicksale, die zusammenhängen, weil wir alle zusammen in dieser Welt leben... wie kommt das? Wer spinnt die Fäden? Der Zufall? Denn wenn es Zufall wäre, könntest du es tatsächlich ändern, ohne dass es etwas ausmachen würde. Sie hält inne. Glaubst du an den Zufall, Jarek?
Sehr gut. Das ist der erste Schritt, um zu begreifen, warum du nicht leichtfertig in das Schicksal eingreifen solltest. Wenn es keinen Zufall gibt, dann sind alle Dinge, die geschehen, auch gewollt. Diesen gewollten Zufall bezeichnen wir als Dán, den Gott des Schicksals. Nicht, dass wir beten würden. Aber es ist unsere Form von Glauben, der Glauben der Wahrsager, den sonst kaum jemand kennt. Davon ausgehend... was wäre, wenn das Schicksal einen Grund hatte, mich zurück nach Arin Dhû gehen zu lassen?
Sie sieht ihn tröstend an. Das ist alles andere als schön, ich weiß. Aber Gnade ist keiner von Dáns Charakterzügen. Mach dir nicht so viele Gedanken darum, niemand kann in der Zukunft lesen wie in einem Buch, auch ich nicht. Aber manchmal geschieht es.. und dann bist du in einer Position, die dich zerbrechen kann. Du musst eine Entscheidung treffen, die niemand sonst treffen kann. Siehst du das Unheil kommen und erträgst es? Lässt du deine Freunde sterben? Oder rettest du sie... und verhinderst so ein anderes Ereignis, dass unglaublich wichtig gewesen wäre? Oder sorgst gar dafür, dass etwas noch schlimmeres geschieht?
Sie starrt zu Boden und atmet leise aus. Wir alle hätten sterben sollen in der letzten Nacht. Zuerst ich, dann Nathan und du... dann der Rest von uns. Sie schliesst wieder die Augen. Und ich frage mich, ob es gut war... oder... nicht... dass ich es verhindert habe...