Mächtig viel Glamour

[Judith]

Wirklich still wird es wohl nicht in Kiyamas neuer Behausung. Während sie auf der weichen, ungemein bequemen Couch inmitten der Kissen und Decken liegt, hört sie das schwere Holz der Böden arbeiten, und auch die Fensterläden klappern leise im Wind, der mit der Dunkelheit aufgekommen ist. Ein leichter Geruch liegt in der Luft, ihr unbekannt, aber nicht unangenehm, er erinnert sie an Sonnenuntergänge und die süßliche Note darin weckt kurz die Erinnerung an etwas, dass sofort verschwindet, sobald sie sich in dem Halbschlaf, in dem sie liegt, genauer darauf konzentriert. Als ihr Verstand schon fast in den Traum hinübergeglitten ist, der schon auf sie wartet, lässt ein unerwartetes Geräusch sie hochschrecken. Es ist noch nicht einmal besonders Laut, doch auf irgendeine Art und Weise hebt es sich von allem Anderen ab.

[Kiyama]

Langsam drückt sie sich aus den Kissen hoch und späht durch das Zimmer. Ein Traum? Nein, noch nicht... Schwerlich versucht sie sich an das Geräusch zu erinnern und was es verursacht haben könnte, oder woher es stammen könnte... Dann aber dreht sie sich um, umarmt eines der Kissen und schließt die Augen wieder.

Sie schafft es sicherlich fast zehn Sekunden auch so liegen zu bleiben, bis die Neugier sie erneut dazu zwingt, durch das Zimmer zu sehen... Was war das? Langsam und träge setzt sie sich auf, das Kissen immer noch im Arm. die Müdigkeit ließ mit zunehmender Neugierde nach.

[Judith]

Es kam nicht aus diesem Zimmer, das wird ihr klar, als sie sich aufsetzt und es erneut ertönt... ein leises Klingen wie von Glöckchen... sie erinnert sich, solche über der Ladentür gehört zu haben, als sie das Café heute abend zum ersten Mal betreten hatte...

[Kiyama]

Schlaftrunken, aber wagemutig stiefelt sie zur Zimmertür und legt die Hand an die Klinke...kurz zögert sie, als sie sich bewusst wird, was sie vorhat, dann drückt sie die Türklionke herunter und zieht langsam die Tür auf, um erstmal nur durch einen Spalt zu spähen und zu horchen. Mit der anderen Hand hält sie noch das Kissen an sich.

[Judith]

Als sie die Tür öffnet, schägt ihr Kälte entgegen und lässt sie frösteln. Ein Windstoß geht durch den Flur, bevor die Glöckchen der Tür wieder leise klingeln und es leise klickt.

[Kiyama]

Sie drückt das Kissen näher an sich und steckt den Kopf weiter hinaus bevor sie auch ein paar Schritte vor wagt. An der Tür, um diese Uhrzeit?
Noch ein paar Schritte geht sie voran und versucht, einen Blick auf die Tür zu erlangen.

[Judith]

Die Tür kann sie von ihrer Position aus nicht sehen, es liegt der Flur dazwischen... doch mit jedem Schritt, den sie tut, wird ihr Unwohlsein stärker, ein Gefühl, dass sie bereits einmal kennen gelernt hat... als sie Lukianenko zum ersten Mal begegnete... diese Leere, die Klauen und Zähne zu haben scheint und sich genau in dem Teil ihrer Seele festbeißt, an der sie verwundbar und schwach ist... eine leise Stimme dringt an ihr Ohr, kaum mehr als ein Flüstern...
Schwarze Flamme... kom zu mir, schwarze Flamme...

[Kiyama]

Kurz legt sie den Kopf schief, als sie das hört, dennoch geht sie langsam Schritt für Schritt weiter, langsamer als vorher, aber war auch immer da gewesen war, sie würde es herausfinden.

[Judith]

Ich kann dich spüren, schwarze Flamme... du bist hier...
Es wird immer schwieriger, einen Fuß vor den anderen zu setzen, die Kälte breitet sich in ihren Gliedern aus und das Kissen fällt ihr aus der Hand, weil sie es nicht mehr festhalten kann. Bilder zucken durch ihren Kopf, so schnell, dass sie sie nicht identifizieren kann, doch sie weiß, dass sie schrecklich sind...

[Kiyama]

'Schwarze Flamme, schwarze Flamme...' Sie lässt es nachhallen und versucht es irgendwie einzuordnen...Es war nicht das Feuer, das sie geholt hatten, das war nicht schwarz. Langsam versucht sie sich hinzuhocken, um das Kissen wieder aufzunehmen...sie sollte vielleicht langsam besser zu den anderen gehen...

[Judith]

Das Flüstern wird eindringlicher, fordernder, und ein scharfer Unterton liegt darin, der ihr wehtut, wenn sie zu aufmerksam zuhört. Hinter ihr knarrt die Treppe, die hoch auf das Dachzimmer führt, und als sie den Kopf wendet, sieht sie Morag langsam in den Flur treten... das Gesicht noch bleicher, die Schatten unter ihren Augen noch tiefer als zuvor... ein sonderbares Glimmen liegt in ihren violetten Pupillen, sie zwinkert nicht und jede ihrer Bewegungen hat etwas Merkwürdiges an sich, fast wie eine Schlafwandlerin wirkt sie.

[Kiyama]

"Was..ist hier los?" Haucht sie tonlos, als sie schwerfällig versucht, in Morags Richtung zu gelangen. Aber so, wie sie gerade scheint, ist sie ihr nicht ganz geheuer. Kurz versucht sie sich durch ein Kopfschütteln von der Stimme zu befreien.

[Judith]

Geh zurück ins Wohnzimmer und schliess die Tür,
flüstert Morag, ohne sie anzusehen, und bewegt sich weiter auf die Treppe zu, die in den Laden hinunter führt, während die Stimme des unbekannten weiterhin ertönt...
Ja, du bist es... schwarze Flamme, Pythia, komm zu mir...

[Kiyama]

Tastsächlich sieht sie zurück zur Wohnzimmertür, aber ihre Neugier lässt sie nicht einen Schritt vor noch zurück machen. Sie muss einfach mitbekommen, was hier geschieht, aber was auch immer dort unten ist, ist wohl gefährlich, also wagt sie sich auch nicht weiter.

[Judith]

Geh, Silen,
wispert Morag erneut, dann geht sie langsam die Treppe herunter.