Mächtig viel Glamour

[Kiyama]

Nach den fleißigen Stunden, die sie mit Lavinia verbracht hat, setzt sie sich an ihre eigentliches Vorhaben: einen Brief zu schreiben.
mit fein säuberlicher Handschrift verfasst sie also:
"An das fremde Wesen,
Vielleicht erinnern Sie sich noch an gestern Abend. Ich weiß nicht, ob es Ihr vorhaben war, mir zu schaden, oder was sie dazu getrieben hat, aber ich wüsste es gern.
Weiter wurde ich auch vor Ihnen gewarnt, inwiefern das notwendig ist, wüsste ich auch gern.
Viel interessanter jedoch ist die Tatsache, dass Sie Lukianenko kannten. Ich wüsste gern, in welcher Verbindung sie standen. Ich hatte nämlich auch schon das zweifelhafte Vergnügen, sie kennenzulernen.
Ich werde die Briefe bei Tag hierherlegen. Wenn sie antworten, würde es mich sehr freuen, ich würde dann auch an diesem Ort nachsehen, ob es eine Antwort gibt.
In geduldigem Erwarten,
Kiyama"
Den Brief faltet sie und schiebt ihn in eine Plastikhülle, die sie sorgsam verklebt. Dann macht sie sich daran, möglichst unauffällig aus dem Haus zu kommen.

[Judith]

Der Unterricht bei Lavinia war faszinierend. Diesmal belief es sich nicht dabei, mit den Bäumen zu reden... die Sidhe zeigte ihr, den Geist der Erde und des Windes zu spüren, und bereits ein klein wenig damit anzustellen - Blumen aufblühen zu lassen, und Schnee von den kahlen Ästen wehen zu lassen. Das taten sie, bis Lavinia entschied, dass es für heute anstrengend genug war.

Die Stube des Tarot Cafés ist nicht leer, Morag sitzt an dem schweren Eichentisch, vielleicht unabsichtlich so, dass sie die Tür im Blick hat. Ein kompliziertes Legemuster aus Karten ist vor ihr ausgebreitet.

[Kiyama]

Im Vorbeigehen wirft Kiyama kurz einen Blick auf die Karten, aber da sie nicht viel davon versteht, sieht sie auch wieder weg.
"Ich bin in einer halben Stunde wieder da, dann mache ich Abendessen."
Kündigt sie an.

[Judith]

"In Ordnung. Und wenn du wieder da bist, werden wir beide uns unterhalten."
Sie sagt es ernst, aber ohne einen Vorwurf in ihrer Stimme - trotzdem haben diese Worte etwas Unheil verkündendes an sich.

[Kiyama]

"Ist gut..."
Sie klingt unsicher, ist aber wohl damit einverstanden. Dennoch müht sie sich, schnell das Taro-Café zu verlassen, um sich auf den Weg durch die Stadt richtung Friedhof zu machen.

[Judith]

Morag widmet sich wieder ihren Karten, trotzdem kommt Kiyama sich vor, als würden die kühlen, violetten Augen sie die ganze Zeit über mustern. Draußen ist es unangenehm kalt, besonders in ihrer dünnen Kleidung, und auf ihrem Weg zum Friedhof begegnet ihr kaum jemand. Unter ihren Füßen knirscht Eis, angetauter Schnee, der über dem plötzlichen Kälteeinbruch wieder gefror. Der Wind hat etwas beißendes, und immer noch wird sie das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden - nicht länger von Morag, aber irgendetwas ist dort. Ganz sicher.

Der Friedhof macht einen westlich ungewöhnlichen, aber irgendwie romantischen Eindruck, die kleine Kirche mit den bunten Fenstern, die in der beginnenden Dunkelheit strahlen, der Schein, der schwach über die Grabsteine leuchtet und mehr Schatten schafft als wirklich etwas zu beleuchten.

[Kiyama]

Die beflügelt ihren Schritt, um schnell zu der Krypta zu gelangen. Sie betrachtet das Tor, um nach einem geeingeten Ort zu suchen... einen Ort, den man finden kann, der aber nicht allzu offensichtlich ist... immer wieder huscht ihr Blick nervös über den Friedhof.

[Judith]

Immer noch betrachtet man sie, auch wenn das Gefühl etwas schwächer ist. Sie findet auf Anhieb keine geeigneten Orte für ihren Brief, doch es scheint durchaus möglich, ihn unter der Tür in die Gruft zu schieben.

[Kiyama]

Und so tut sie das dann, nicht aber, ohne sich noch ein wenig suchend umzusehen. Schnell dreht sie sich wieder um und geht mit hastigen Schritten wieder von dem Friedhof herunter.

[Judith]

Im Gebüsch neben ihr raschelt es. Kurz meint sie, einen kleinen Schatten durch die Blätter huschen zu sehen.

[Kiyama]

Schnell blickt sie dahin, Bodenhöhe, sie vermutet die Katze von gestern durch im Gebüsch.

[Judith]

Einen Moment geschieht nichts, dann steht tatsächlich die Katze auf dem Weg und blickt sie durchdringend an. Maunzt langgezogen, und läuft dann ein paar Schritte.

[Kiyama]

"Hey, warte doch..."
Sie läuft ein paar Schritte, in dem Versuch, zu der Katze aufzuholen.

[Judith]

Bijoux bleibt tatsächlich stehen, sie hatte offenbar nicht vor, zu flüchten. Demonstrativ macht sie dann einen weiteren Schritt in Richtung Stadt und sieht Kiyama dann wieder aus ihren unergründlichen Augen an.