24.11.2007 18:19:09
Über Nacht ist schon wieder Schnee gefallen, der leise unter seinen Schuhen knirscht, als er durch die verlassenen Straßen zurück nach Hause geht. Die ersten Weihnachtslichter hängen schon in den Fenstern, und ihm kommt der Gedanke, Newgateshire habe niemals friedlicher gewirkt. Sogar der Wald, den er von hier aus sehen kannst, kommt ihm unglaublich schön vor, obwohl die Bedrohung, die von ihm ausgeht, deutlich zu spüren ist. Es dauert nicht lange, und er erreicht das Haus seiner Familie.
Kojiro
26.11.2007 23:46:28
Leise geht er zur Haustür, zögert einen Moment. Ob wohl jemand auf ihn warten würde? Ob sich seine Eltern sorgen um ihn gemacht hatten? Er war einfach verschwunden ohne etwas zu sagen und Ohka san war doch vorher schon so voller Sorge gewesen. Leise schließt er die Haustür auf um blos keinen zu wecken. Er zieht sich die Schuhe aus, schlüpft in seine Hausschuhe und macht sich schleichend auf den Weg zur Treppe
Judith
27.11.2007 07:14:46
Das Haus ist sehr ruhig. Die Küche und der Flur liegen dunkel und still vor ihm... er bemerkt, dass die Schuhe und der Mantel seines To-san fehlen, der schon vor Stunden die Stadt verlassen haben musste, um zu seiner Arbeit zu gehen. Was ihn wohl dazu treibt, sich derart für einen Job aufzureiben? Kojiro weiss, dass es keine Frage des Geldes ist, seine Familie hat keine finanziellen Probleme und würde ebensogut über die Runden kommen, wenn sein Vater beruflich kürzer treten würde.
Jetzt, da er darüber nachdenkt, fällt ihm auf, dass er den Mann, der auf Familienfotos mir strengem, wachsamem Stolz auf ihn herabsieht, nicht wirklich kennt. Er arbeitet viel und trainiert hart im Dojo - kann es sein, dass diese geringen Fakten alles sind, was er über seinen To-san weiß? Wie kommt das nur? Wie kann jemand nur ein Leben führen, dass nur aus Arbeit und dem Ausruhen vor der Arbeit des nächsten Tages besteht?
Kojiro versteht nicht, woher diese Gefühle kommen. Doch als er den fehlenden Mantel und die Schuhe sieht, kommt es ihm vor, als würde die zerbrechliche und wunderschöne Empfindung, die (Jessicas... Morags, verbesserte er sich rasch... )Morags Lob in ihm ausgelöst hatte, von einem stärkeren und schrecklicheren Gefühl erstickt werden. Dieses Gefühl ist überall und greift mit eisigen Fingern nach ihm, bis er den Flur hinter sich gebracht hat. Es wird schwächer, als er durch die offene Küchentür den Kühlschrank sieht, der mit zahllosen alten Zeichnungen seiner kleinen Schwester übersät ist, alle sorgfältig aufgehoben und aufgehängt von seiner Ohka-san. Eines der ganz alten Bilder fängt seine Aufmerksamkeit. Miako muss höchstens drei gewesen sein, als sie es malte, die Buntstifte wurden unbeholfen, aber entschlossen über das vergilbende Papier gezogen. Vier Personen sind darauf zu sehen, und dass es sich hierbei um seine Familie handelt, kann er nur raten. Ein ernstes Gesicht, ein lachendes daneben, große Gestalten, eine in hellen, eine in dunklen Farben. Seine Eltern. Eine winzige Person mit bunten Flecken im Haar, die ein buntes Kleid trägt. Und daneben, eine Hand auf ihrer Schulter, als wolle er sie vor allem Bösen der Welt beschützen... eine weitere Gestalt, hoch gewachsen, fast ebenso groß wie die Eltern, jedoch kräftiger, mit blauer Haut und winzigen Hörnern an der Stirn. Bunte Lichter schwirren um ihn herum. Kojiro erinnert sich vage daran, dass sein Vater das Bild nicht mochte, als Miako zu ihm lief, um es ihm zu zeigen.
"Warum malst du die Dinge nicht, wie sie sind?", hatte er gefragt, müde von der Arbeit und aus seinem Unverständnis keinen Hehl machend. Miakos Stimme, piepsig und leise.
"De-mo... dosta, o-nii-chan desu..." Sein Vater war ärgerlich geworden.
"Was redest du, Miako? Schau dir das Foto im Flur an, sieht dein Bruder darauf etwa so aus?" Die Kleine war zum Foto gelaufen, verwirrt davor stehen geblieben. Sie hatte es lange angeschaut, sehr lange.
Irgendwann war Ohka-san zu ihr gegangen und hatte ihr über den Kopf gestreichelt.
"Das ist ein hübsches Bild, Kleine. Komm, wir hängen es auf, ja? Es gefällt mir sehr gut."
Danach hatte Miako nie wieder Bilder von ihrem Bruder gezeichnet.
Kojiro
28.11.2007 20:39:46
Sie hatte recht gehabt... sie war die einzige die es jemals erkannt hat. Er wirft einen Blick auf seine Hand. Auch in der nicht besonders beleuchteten Küche war die blaue Farbe seiner Haut deutlich zu erkennen. Sie hatte die ganze Zeit recht gehabt. Ob O-tosan es gewust hatte, und er es deswegen nicht mochte das Miako es zeichnete... weil es nicht normal war, nicht in seine geordnete Welt paste, dass sein einziger Sohn nicht zu den Menschen gehörte. Eine Fee... dass es soetwas wirklich gab. Er hatte immer versucht es o-tosan recht zu machen, sich all diese Fantasie geschichten aus dem Kopf zu schlagen. Er hatte ihm auch immer verheimlicht das er sich in dem Taro café aufhielt und das er sich für so etwas interesierte. Was er wohl sagen würde wenn er erführe was Kojiro wirklich war. Er würde ihn warscheinlich in eine irrenanstalt einliefern lassen. Nein er durfte es nie erfahren... doch er kann ihn auch nicht anlügen, so etwas tut man nicht.
In Gedanken versunken macht er sich auf den Weg zu seinem Zimmer
Judith
29.11.2007 16:20:35
Als er gerade den ersten Schritt auf die Treppe machen will, spürt er, dass jemand hinter ihm ist - im selben Moment wird er gepackt und eine helle Stimme ruft
BUH!!!
Als er sich umdreht, steht Miako vor ihm, im Schlafanzug und mit ihrem Lieblingsstofftier, einem violetten Drachen, unter dem Arm. Sie grinst ihn glücklich an.
Ohaio gozaimas, guten Morgen, O-nii-chan!
Dann drückt sie ihr Kuscheltier an sich und hüpft in die Küche. Mit einiger Mühe schiebt sie einen Stuhl zum Küchenschrank, und, nachdem sie den Drachen behutsam neben eine Blumenvase gesetzt hat, steigt sie darauf und fischt eine Packung mit bunten Cornflakes aus dem obersten Fach. Währenddessen summt sie leise vor sich hin, Kojiro kennt das Lied, auch wenn er nicht sagen könnte, woher. Vom Stuhl aus klettert sie auf die Anrichte.
Möchtest du auch was, Kojiro-kun? Ohka-san sagt, die sind ungesund, aber ich finde sie toll!!
Danach summt sie weiter, holt zwei Porzellanschüsseln aus dem Regal und stellt sie auf den Tisch. Dann kichert sie.
O-nii-chan, hast du schonmal versucht, Cornflakes mit Stäbchen zu essen?
Bevor er antworten kann, läuft sie zum Besteckschrank, holt sich ein paar Stäbchen, gießt Milch über ihr Frühstück (das in der Tat nicht wirklich gesund aussieht und nur aus Zucker und Farbstoff zu bestehen scheint)und macht sich daran, es mit dem traditionellen japanischen Essbesteck zu essen. Natürlich gelingt ihr das nicht, und sie kugelt sich jedes Mal vor Lachen, wenn ihr wieder etwas herunterfällt.