Es ist mitten in der Nacht, wie spät genau kann er nicht sagen, jedenfalls sehr spät. Die Welt um Nathan ist dunkel, lange Schatten ziehen sich über den Boden, verkriechen sich in kleine Ecken und meiden das silbrige Licht des Mondes. Er spendet gerade soviel Licht, dass man nicht über seine eigenen Füße stolpern würde und die Umgebung erkennen kann, doch all die detaillierten Geheimnisse in der Tiefe der Schatten versunken bleibt.
Wie als ob er schon immer da gewesen wäre, sitzt Nathan in der Mitte des Raumes und nur sein flach gehender Atem deutet darauf hin, dass er lebt. Er hat die Augen geschlossen und den Kopf leicht geneigt, als ob er nachdenken würde. Er sitzt im Schneidersitz und hat seine Hände auf den Knien liegen.
Es ist eine wundervolle Ruhe, nichts scheint zu stören, nichts dringt an sein Ohr, findet den Weg in sein Bewusstsein. Nathan blendet all die Eindrücke und Gedanken aus, versetzt sich in eine Art Trance. Sein Puls erreicht einen neuen Status der Entspannung, für viele wäre dieser Zustand wohl anstrengend, doch für ihn war es genau richtig, seinen Geist von der materiellen Welt zu befreien.
In der unendlichen schwarzen Tiefe des Nichts existiert nur noch er. Dann erweitert er sein Bewusstsein. Sein Körper, der regungslos auf dem Boden sitzt. Der kleine Raum in dem er sich aufhält. Das Gebäude. die Stadt. Mit jedem Schritt erreicht er eine neue Dimension.
Auf den Straßen laufen vereinzelte Menschen umher. Nebenan schlafen die restlichen Mitglieder seines Eidkreises. Dort ist Kiyama, Kelthy, Kojiro. Doch weder die Menschen dort auf den Straßen, noch seine Gefährten sind Ziel seiner Aufmerksamkeit. Er folgt dem seichten lila Schein, der ihn zielsicher zu den Gedanken seiner Mentorin führt.
Ganz leicht nur berührt er sie, um mit ihr in Kontakt zu treten. Ganz leicht, dass sie seine Anwesenheit spürt.
Er wartet einen kurzen Augenblick, dass sie sich seiner gewahr wird, bevor er ihr seine Gedanken übermittelt. Ganz frei von den körperlichen Zwängen, schwingt der Hauch der Gelassenheit und Ruhe mit, in der er sich befindet. Es ist eine nüchterne Ruhe.
"Können wir reden?", erklingt seine Stimme in ihren Gedanken. Es ist eine einfache Anfrage, ohne Drang oder Zwang darin.